Das Angerviertel im Südosten der Münchener Altstadt galt lange Zeit als Stadtbrache. Trist und grau wurde der Oberanger mit seiner breiten Fahrbahn allenfalls als schnelle Zufahrtsstraße zur Innenstadt genutzt. Seit 2008 wird die Gegend zwischen Rindermarkt und Sendlinger Tor neu belebt.
Das Angerviertel, eins der vier Viertel des Münchener Bezirks Altstadt-Lehel, entlang des Oberangers hatte lange Zeit nicht viel mehr zu bieten als jede Menge Verkehr, Parkhäuser und öde Gebäudefassaden aus den 60er Jahren. Bekannt war die breite Straße allenfalls für den Sitz der SPD-Parteizentrale. Doch seit kurzer Zeit entsteht aus dem Schandfleck im Schatten der Sendlinger Straße ein neues Vorzeigequartier, das auch für Touristen attraktiv ist.
Das Angerviertel und seine Geschichte
Der Begriff „Anger“, nachdem das Gebiet um den heutigen St.-Jakobs-Platz benannt wurde, beschrieb im Mittelhochdeutschen ein unbewirtschaftetes Stück Ackerland, das gemeinschaftlich, z.B. für den Rindermarkt, genutzt wurde. 1888 entstand hier im alten Zeughaus das Münchener Stadtmuseum. Als Wohnquartier spielte das im Jahre 1508 erstmals urkundlich erwähnte Viertel nie eine große Bedeutung. Die Grundstückspreise waren hier in ganz München am günstigsten, da die Brachfläche von Bächen durchzogen war, die als Kanal und Müllabfuhr benutzt wurden. Allemal Händler und ein paar handwerkliche Betriebe ließen sich hier neben städtischen Einrichtungen wie der Feuerwehr nieder.
Wiederbelebung der Stadtbrache entlang des Oberangers
Nach den Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg erholte sich das Angerviertel lange nicht.
Mit der Errichtung des Jüdischen Zentrums Jakobsplatz, zu dem das neue Jüdische Museum, die Hauptsynagoge „Ohel Jakob“ sowie ein Kultur- und Gemeindezentrum gehören, erfuhr auch das Viertel eine Neubelebung. Durch Sanierungsmaßnahmen wurde die Fahrbahn des Oberangers schmaler, an Stelle von Parkplätzen sind neue Grünflächen entstanden. Cafés und Restaurants siedeln sich in der Gegend um den St.-Jakobs-Platz vermehrt an. Die SPD Zentrale und das alte Kaufhaus Kohn wurden modernisiert, neben dem Viktualienplatz, wo früher nur ein Parkplatz war, entstand die Schrannenhalle. Endlich erfährt das Angerviertel eine Umwandlung von der hässlichen Stadtbrache zu einem Platz der Begegnung für Einwohner und Touristen zwischen Geschichte und Neuzeit.