Kein Dom für den Schock-Rocker: Bei seinem letzten Köln-Besuch durfte Marilyn Manson ausgerechnet die berühmteste Touristenattraktion der Stadt nicht betreten. Das jedenfalls behauptete er damals. Wenn er nun am 19. November für ein Konzert erneut vor Ort ist, bietet sich jedoch sicherlich eine zweite Chance. Ob Kardinal Meisner ihn allerdings persönlich empfangen wird, bleibt eher zu bezweifeln.
Mit Sightseeing war es nicht weit her, als der selbsternannte Antichrist im Juni 2007 zur Vorstellung einer Auswahl von 33 seiner absurden bis morbiden Aquarelle in der Kölner Galerie von Brigitte Schenk anreiste. An den Fenstern draußen drückten sich die durchweg schwarz gekleideten Fans die Nase platt, während Manson drinnen zu einem Glas Absinth (Eigenmarke „Mansinth“) über Hitler als Transvestiten und Blumen mit Skelettgesicht plauderte. In den Dom hatte man ihn angeblich nicht reingelassen. „Wahrscheinlich weil ich Lippenstift drauf hatte“, bot er als Erklärung an.
Das ist natürlich blanker Nonsens, jedoch allemal wirksam. Manson, der mit bürgerlichem Namen Brian Hugh Warner heißt, ist vor allem ein Meister der Selbstvermarktung, und da macht das Eintrittsverbot für den Kölner Dom einiges her. Vorbei sind die Zeiten, da er noch mit dem öffentlichen Zerreißen von Bibeln irgendjemanden hinterm Ofen hervorlocken konnte, und nachdem er in Michael Moores Doku „Bowling for Columbine“ äußerst versiert zum Vorwurf Stellung genommen hatte, mit seiner Musik für den damaligen Amoklauf an der gleichnamigen US-Highschool mitverantwortlich zu sein, zweifeln nicht einmal Manson-Gegner an seiner differenzierten Sichtweise der Dinge.
Manson ist eben US-Entertainment in Reinform und längst kein ernstzunehmender Bürgerschreck mehr. Zugleich haben seine öffentlichen Auftritte aber auch den provokanten Reiz der frühen Jahre eingebüßt. Musikalisch zeichnet sich schon lange keine merkliche Entwicklung mehr ab, und die routinierten Spielereien mit Nazisymbolen, Kruzifixen und S/M-Praktiken entlocken allerhöchstens noch den Hardcore-Fans mehr als ein müdes Gähnen.
Dass Manson live nichts desto trotz immer noch sehenswert ist und vor allem eine ausgeklügelte Show abliefert, davon kann man sich am 19. November im Kölner Palladium überzeugen. Und im Grunde ist er mit übermäßigem Makeup-Verbrauch und Permanent-Kostümierung in der Hauptstadt des Karnevals ja sowieso gut aufgehoben.
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