Die Hamburger Handwerkskammer steht aktuellen Medienberichten zufolge vor großen finanziellen Problemen. Demnach belaufen sich die Verbindlichkeiten auf fast 24 Millionen Euro. Infolge dieser Finanzschwierigkeiten müssen sich die Mitglieder der Kammer auf höhere Beiträge einstellen.
Der Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes für freie Kammern (bffk), Kai Boeddinghaus, erklärte nun in Hamburg, dass die Kammer der Hansestadt schlichtweg ein Sanierungsfall sei. Dabei werde die Lage vom Präsidenten Josef Katzer beschönigt, anstelle der Öffentlichkeit die tatsächliche Lage zu erläutern, fügte Boeddinghaus hinzu. Dieses Bild konnte sich Boeddinghaus zusammen mit dem Hamburger Fotografenmeister Christian Anhalt machen, erhielten sie doch Einblick in die ansonsten nicht öffentlichen Zahlen.
Schuldenberg von 24 Millionen Euro angehäuft
Den aktuellen Informationen der bffk zufolge beträgt der Schuldenstand aktuell 24 Millionen Euro. Zuvor hatte Präsident Katzer von Verbindlichkeiten in Höhe von 16 Millionen Euro gesprochen. Ebenfalls negativ im Vergleich zu den Berichten stellt sich laut bffk die Situation der Kostenentwicklung in der Hamburger Handwerkskammer dar. Die laufenden Kosten seien demnach im Jahr 2010 um 465.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Noch im Frühjahr dieses Jahres sprach Kammer-Präsident Katzer von einem Sinken dieser Kosten um etwa 1,7 Millionen Euro. Insgesamt ergab sich 2010 demnach ein Jahresfehlbetrag von nahezu 714.000 Euro. Insgesamt lag der Fehlbetrag im Vorjahr bei 2,2 Millionen Euro laut dem Bundesverband. Ein großer Posten stellte dabei den Angaben zufolge das Aus- und Weiterbildungszentrum Elbcampus dar, das noch Jahre nach der Fertigstellung in der Bilanz 2010 der Handwerkskammer auftauchte. Dabei ging es um strittige Restforderungen von Bauunternehmen im Wert von etwa vier Millionen Euro.
Handwerkskammer bewertet Situation anders
Die Handwerkskammer selbst bewertet die Situation jedoch anders. Wie Hauptgeschäftsführer Frank Glücklich erklärte, könne von einem Sanierungsfall keine Rede sein. Allerdings leide die Handwerkskammer unter Altlasten. So ginge es hierbei um Pensionsrückstellungen in Höhe von 15,5 Millionen Euro und die strittigen Forderungen aus dem Elbcampus-Bau. Im operativen Geschäft hingegen schreibe die Kammer schwarze Zahlen, erklärte Glücklich. Den höheren Kosten stünden auch höhere Einnahmen gegenüber. Für das Jahr 2011 plane die Kammer mit einem Fehlbetrag von lediglich 560.000 Euro, im Jahr 2012 sollen dann wieder Gewinne erzielt werden. Dafür könnte auch die erneute Steigerung der Beiträge sorgen, sollen diese doch 2012 erneut um 2,6 Prozent steigen. Diese soll aber nichts mit der finanziell schwierigen Situation der Handwerkskammer zu tun haben, sondern mit der allgemeinen Preisentwicklung.
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