Der weltberühmte Eisbär Knut hat heute Geburtstag. Wie die Zeitungen berichten, haben sich „Journalisten und Besucher aus aller Welt“ zu dem Ereignis angemeldet.
Würde mich nicht wundern, wenn Jean-Luc Godard, der am Wochenende den Europäischen Filmpreis verschmäht hat, heute am Gehege auftaucht. Vermutlich wird auch Gabriele Pauli (ehemals CSU) vorbeirauschen und die versammelten Pressevertreter auffordern, sie zu interviewen, sie hat nämlich auch zu einjährigen Eisbären eine Meinung; möglicherweise möchte sie die Eisbärigkeit im Allgemeinen auf sieben Jahre beschränken. Ob Knut-Pate und Bundesumweltminister Sigmar Gabriel vorbeikommt, um seinem Patenkind die Tatze zu schütteln, gilt als zweifelhaft – die Wärter würden möglicherweise den Problem- nicht mehr vom Knuddelbär unterscheiden können. Auch die Bundeskanzlerin kann sich ein Treffen mit dem beliebten Polarbären nicht leisten: Sie trifft jetzt überhaupt keine Exilanten mehr, das ist ihr zu heiß; man weiß schließlich nie, wie die Volksrepublik China reagiert.
Wer kommt denn? Nun, man rechnet mit diversen TV-Journalisten, die sich schon letztes Jahr über die Sommerpause retteten, indem sie Liveschaltungen aus dem Eisbärengehege sendeten. Im Zweifelsfall kann man den deutschen Zuschauer mit einem träge herumliegenden, überdimensionalen Frottee-Handtuch begeistern. Zoo-TV galt ja zwischendurch als der große Renner; inzwischen besinnt man sich auf die Liebesnöte alleinstehender Bauernkerls.
Übrigens hat der Berliner Zoo sich gut auf die Party vorbereitet: Der Direktor persönlich gedenkt, seinem Lieblingsklienten eine Torte mit gefrorenen Fischen zu überreichen. Anschließend sollte er das Gehege möglichst kurzfristig verlassen. Man sagt, Bären seien Raubtiere.