Eine detaillierte Betrachtung der Lizenzpolitik des Software-Herstellers SAP benötigt eine gewisse Weitsicht, die die Thematik vom Verlorengehen von SAP-Arbeitsstellen nicht außenvorlassen kann und dementsprechend auch eine Folge auf die Stellenangebote des Konzerns haben könnte. Positiv betrachtet könnte man die Preispolitik des Weltkonzerns als dynamisch bezeichnen, negativ formuliert würde man sie wohl als „chaotisch“ abstrafen. Diese kontroversen Einschätzungen sind vor allem darauf zurückzuführen, dass die Palette der angebotenen Software sehr schmale aber eben auch sehr komplexe Businesslösungen anbietet. Die Preisschere geht dementsprechend weit auseinander und Stellenangebote im Vertriebsbereich schwinden. Vergleicht man beispielsweise die Business-Suite-Lizenz von SAP mit der Lizenz einer kleineren Enterprise-Resource-Planning-Variante (ERP) wie dem Modell Business ONE so könnte man die Preisspanne durchaus als „inhuman und übertrieben“ verurteilen.
Auf den Konferenzen der User von SAP Businesslösungen werden jedes Jahr mehr und mehr Stimmen laut, die eine umfangreiche Vereinfachung des Preis-Systems verlangen und die als Profis im Umgang mit SAP`s Softwaremodellen zugeben, dass selbst sie nach und nach den Durchblick in Sachen Lizenzmetriken von SAP verlieren. Managing Director für SAP in Großbritannien und Irland ist Steve Rogers. Er sah Ende 2007 auf einer Userkonferenz ein, dass es im Hinblick auf die firmenseitige Lizenzpolitik erheblichen Gesprächsbedarf gibt und SAP Arbeitsstellen in Hamburg gefährdet sind. Die Umstellung auf aktuellere Softwareversionen bereite den Kunden mehr und mehr Schwierigkeiten, kaum ein Kunde könne noch den Mehrwert einer neueren Version einschätzen und dementsprechend bliebe einziger Unterschied zwischen zwei Versionen der Aufpreis für ein Upgrade.
Ein Umstieg auf die neuen ERP-Business-Lösungen kostet die SAP-Kunden erhebliche Summen, weil ein Kauf von neuen Lizenzen eingeschlossen ist, sofern der Kunde nicht bereits im Jahre 2006 einen MySAP- oder ERP-Vertrag abgeschlossen hatte. Durch neue Features und Services ist dieser Umstieg zwar unterstützenswert und nützlich, allerdings haben die kundenseitig versprochenen Rabatte in den letzten Monaten rapide abgenommen, was einen bitteren Beigeschmack für SAPs Kunden hinterlässt. Eine Entwicklung, die leider mehr als nur verurteilenswert ist und SAP Jobs kosten könnte.