Unknown Identity: Hollywood in Berlin

„Unknown Identity“ ist ein Thriller, der im Winter 2009/2010 in Berlin gedreht wurde. Die Stadt gibt der Geschichte um den Identitätsverlust eines Mannes einen mitunter bedrückenden Rahmen, darf sich aber auch von ihrer schönen Seite präsentieren.

Die Film-Crew wählte Berlin als Schauplatz für „Unknown Identity“, obwohl die Romanvorlage des französischen Autors Didier Van Cauwelaert, die 2003 erstmals unter dem Titel „Hors de moi“ erschien, in Paris spielt. In den vergangenen Jahren diente die deutsche Hauptstadt immer häufiger als Drehort für kleine und größere Produktionen sowohl der einheimischen als auch der internationalen Kinoindustrie, schon Wim Wenders setzte ihr mit „Der Himmel über Berlin“ ein filmisches Denkmal. In „Unknown Identity“ kommt Berlin zunächst eine eher bedrohliche Rolle zu, als Werbevideo für die Stadt taugt der Film nicht unbedingt. Doch sehenswert ist er allemal, für Hauptstädter und Nicht-Berliner gleichermaßen.

„Unknown Identity“: Psychologisches Katz-und-Maus-Spiel in den Straßen von Berlin

Dr. Martin Harris (Liam Neeson) und seine Frau Elizabeth (January Jones) reisen nach Berlin, um an einer wissenschaftlichen Konferenz teilzunehmen. Während seine Frau in das Hotel Adlon eincheckt, bemerkt Martin das Verschwinden seines Aktenkoffers und vermutet diesen noch am Flughafen. Sofort setzt er sich in ein Taxi, doch sein Weg endet abrupt, als das Auto in einen Unfall verwickelt wird und über eine Brücke in das kalte Wasser der Spree stürzt.

Vier Tage später erwacht er mit spärlichen Erinnerungen an das Geschehene in einem Berliner Krankenhaus. Erstmals erfahren die Ärzte den Namen des Mannes, der ohne Papiere eingeliefert wurde und den bisher Niemand zu vermissen scheint. Nach einiger Zeit ungeduldigen Wartens verlässt Martin die Klinik auf eigene Faust, um zu seiner Frau zurückzukehren. Doch als er dieser endlich auf einer Gala im Hotel gegenüber steht, behauptet sie, ihn nicht zu kennen, und stellt einen ihm fremden Mann (Aidan Quinn) als ihren Gatten und echten Dr. Harris vor. Ist hier eine finstere Verschwörung im Gang oder verliert Martin (?) etwa gerade seinen Verstand? Verwirrt, auf sich allein gestellt und zudem plötzlich von bedrohlichen Gestalten verfolgt muss er herausfinden, wer er wirklich ist, bevor ihm sein Leben endgültig aus den Händen gleitet…

Alles hat (mindestens) zwei Seiten

Die Ausgangssituation erscheint seltsam vertraut und wirklich neu ist die Idee, die hinter der Geschichte steckt, tatsächlich nicht. So dauert es auch ein wenig, bis der Film wirklich in Fahrt kommt, und ebenso dauert es, bis Berlin als Schauplatz attraktiv wird. Denn „Unknown Identity“ präsentiert sich zwar recht schnell als sehr atmosphärischer Thriller, doch Berlin kommt dabei zunächst leider weniger gut weg. Mitten im Winter zeigt sich die Stadt nicht nur kalt und grau, sondern im Gleichklang mit der Geschichte sogar bedrohlich, und wird fast selbst zum Gegenspieler für Martin Harris, zu jener Stadt, die ihn seiner Identität beraubt hat.

Wir sehen einen einsamen, verzweifelten Liam Neeson am Bahnhof Bülowstraße, werfen traurige Blicke auf den Fernsehturm, folgen ihm durch die verschneiten Straßen der winterlichen Stadt. Erst als er langsam wieder Hoffnung schöpft und glaubt, einen Ausweg aus dem Irrgarten, zu dem sein Leben geworden ist, finden zu können, zeigt sich auch die Stadt freundlicher, farbenfroher und nicht mehr so trist. Zudem wird Berlin plötzlich zu einer aufregenden, spannungsgeladenen Metropole, denn natürlich darf die obligatorische Verfolgungsjagd nicht fehlen. Die Stadt bleibt hierbei glücklicherweise weitestgehend intakt, nur eine Straßenbahn leidet unter dem unfreiwilligen Zusammenstoß mit einem Taxi – Doch dass die gelben Autos öfter dort entlang fahren, wo sie eigentlich nicht hingehören, ist für Berliner längst nichts Neues mehr.

Hollywood in Berlin: „Unknown Identity“

Wer die Stadt kennt, wird Spaß daran haben, die Schauplätze des Filmes zu identifizieren, und für Berlin-Neulinge wird es spätestens mit dem Abspann interessant, in dem die Hauptstadt dank einer schönen, leider aber zu kurzen Luftaufnahme noch einmal gut zur Geltung kommt. Hier wirft der Film einen letzten, diesmal fast wehmütigen Blick auf die Stadt, die man gleichzeitig lieben und hassen kann, die sich mal wunderschön und mal abstoßend hässlich zeigt und wie alles im Leben zwei Seiten präsentiert, wie sie manchmal unterschiedlicher nicht sein könnten. Immerhin diese Essenz hat „Unknown Identity“ gut eingefangen, und so eignet sich der zwar nicht überragende, aber unterhaltsame Thriller – den man übrigens unbedingt im Originalton schauen sollte, um die internationale Note nicht zu verpassen – durchaus für einen spannenden Filmabend. Der Blockbuster ist ab heute – 06. Oktober – auf DVD und Blu-ray zu haben.

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4 comments on “Unknown Identity: Hollywood in Berlin

  1. hocke

    Cooler Film. Hab den schon im Kino gesehen und kann dem Autor dieser Zeilen nur zustimmen! Fängt bissle langsam an, entwickelt sich dann aber zu einem spannenden Thriller. Und Berlin sieht man auch (endlich) mal wieder in einem Hollywood-Blockbuster! Daumen hoch!!!

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