Ich fahre sehr gerne Bahn in Hauptstadt, nicht nur der Umwelt wegen. Statt mich über den x-ten Stau in Rage bringen zu lassen, genieße ich das Rattern der Züge bei der allmorgendlichen Lektüre meiner Zeitung.
Zudem betreibe ich gerne sogenannte Milieu-Studien in den Berliner Bahnen. Leute der unterschiedlichsten Nationen und Herkunft während eines Gesprächs, beim Lesen und beim Vor-Sich-Hin-Stieren zu beobachten amüsiert mich jeden Tag, Inzwischen kann ich Menschen sogar in Kategorien einordnen und tippe für mich, welchen Beruf oder Berufung die jeweilige Person wohl nach geht. Aber dann…
Entweder inmitten meiner morgendlichen Lektüre oder beim Studieren der Fahrgäste platzen sie herein – die „Motz-Verkäufer“. Entweder singend oder philosophierend mit eigenen Gedichten mit ihren krächzenden Stimmen zerstören sie meine selbst geschaffene Bahn-Idylle. Kaum hat der Verkäufer seine Stimme erhoben, ertönt ein hörbares Stöhnen in der Bahn, womit sich wohl die Annahme ergibt, dass es anderen Menschen inzwischen genauso geht wie mir. Diese Pseudo-Poeten nerven einfach, riechen meist übel und besitzen selbst nur ein dreckverschmiertes Exemplar jener Zeitung, die sie anpreisen. In der Hoffnung, die Fahrgäste verzichten bei ihrem Anblick auf den Kauf, hoffen doch die meisten von ihnen, ein paar Cents für das allmorgendliche Frühshoppen zu ergattern. Wenn sich dieser Vorgang dann noch auf einer Strecke von zehn Stationen mehrfach wiederholt, fällt es mir extrem schwer, meine Aggressionen in die richtigen Bahnen zu lenken.
Ich denke, dass die Zeiten, in welchen das Verkaufen von Straßenzeitungen innovativ und lukrativ war, inzwischen vorüber sind. Durch die zahlreichen Trittbrettfahrer sind sie mit einem extrem schlechten Image behaftet und verdammt noch einmal, ich hätte gerne meine Ruhe….!
Werbung
Wer so denkt wie du, hat ja wohl ein bisschen zu gut im Leben gehabt, als dass
du dir die Not eines Wohnungslosen bzw von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen, dessen einzige Alternative in Betteln oder 1 € Job besteht, hineinversetzen kannst.
Auch scherst du alle Motzverkäufer unter einen Kamm. Nich alle haben Suchtprobleme, stinken und nerven die Leute mit Absicht. Es gibt auch einige mit guter Bildung, die leider Pech im Leben hatten. Übrigens, wenn dich das so sehr stört und aggressiv macht, besuch doch einfach mal die Motz-Unterkunft in der Weserstr.36 und lern mal die Leute da kennen.
Da stinkt niemand.
Ein Pseudo-Poet zu sein ist immer noch besser als gar kein Poet, dieses Beispiel von dreckveschmierten Exemplar ist beleidigend und treibt die Verallgemeinerungen auf die Höhe.
Und mit deiner Ansicht, was effektiv Verkaufen bedeutet, liegst du schlicht und einfach daneben.
Schade, dass in Deutschland immer wieder über Wohnungslose, Bettler und Süchtige als Abfall der Gesellschaft dargestellt werden, obwohl es auch MENSCHEN sind. Wenn man mal wirklich darüber nachdenkt, kann es JEDEN treffen.
Hoffentlich denkst du oder andere in Zukunft besser nach, bevor du/sie wieder Leute über den Kamm schert.
Ich stimme da eher Riko zu.
Ich bilde mir kein urteil über die Menschen, warum,wieso weshalb ist mir ehrlich gesagt scheißegal.
Die Zeiten wo ich mir gedanken darüber gemacht habe sind schon lange vorbei, ich will einfach nur meine verdammte ruhe haben und nicht alle 2 Stationen von son Typ angelabert werden und dann auch noch beim umsteigen das gedudel von son Pseudo-Musiker anhören der seinen Instrument töne entlockt die ich nur von meinen durchfall kenne…
Unser Sozialstaat ist weit davon entfernt perfekt zu sein aber ich glaube nicht das leute wirklich betteln müssen um ihr essen bezahlen zu können.
Zumindest nicht wenn sie legal hier sind…
Pingback: “Hallo, Ick verkoof die Motz!” « “Compassion will cure more sins than condemnation.”
stimme sirian 100% zu…es ist einfach nervig sich jedesmal irgendwelche stories oder musikalischer ergüsse anhören zu müssen…am ku-damm dann diese zigeunerbanden welche ihre kleinkinder zum betteln missbrauchen…sorry aber für sowas kann man kein verständnis aufbringen.
Also ich muss sagen, ich finde die Zeitungsverkäufer immer noch weniger lästig als die Musikanten oder Bettler, die einen direkt ansprechen. Die sind nämlich teilweise wirklich nervig oder einfach schlicht unmusikalisch. Im Gegensatz zu diesen sind die Motz- oder Straßenfeger-Verkäufer außerdem oft Deutsche und keine sich illegal in Deutschland aufhaltenden Ausländer. Man kann natürlich streiten, ob man deshalb mehr oder sogar weniger Mitleid haben sollte.
Die Verkäufer haben wenigstens meist ein freundliches Sprüchlein auf Lager, wünschen einem einen schönen Tag, und es gibt diesen Menschen zumindest selbst das Gefühl, ein bisschen was zu „arbeiten“. Was sicher auch sehr wichtig ist gerade in solch einer schwierigen Situation, in der die meisten sind. Meist bedauere ich, dass ich selbst nicht viel Geld verdiene und von daher am Ende des Monats plus minus Null übrig bleibt. Sonst würde ich schon ab und zu mal was spenden.
Ja, das ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite nervt es natürlich in der Bahn, wenn einige der Verkäufer der Motz, des Straßenfegers oder so denken, sie hätten es drauf, vor einer Menschenansammlung etwas zu sagen. manche können das, haben eine angenehme Stimme und vor allem halten sie ihr Ansagen in der Ubahn kurz. Denn wer will schon jeden tag über jahre hinweg hören, dass einer der Leute Krebs hat und abald stirbt und dann doch nicht stirbt? zum Thema Hygiene: Manche stinken wie die Hölle, oder pöbeln noch, wenn sie kein Geld bekommen. das finde ich schade. Schließlich kann es auch sein, dass die Leute heute schon was gegeben haben, entweder dem Verkäufer, der dann pöbelt, oder einem anderen. Viele Verkäufer sind so fertig das sie ne halbe Stunde, nachdem sie an der Ausgabestelle der Motz am Nollendorfplatz neue Zeitungen geholt haben und quatschen denjenigen, der sie raugegeben hat 3 Minuten in der U-bahn zu er solle doch ne Motz kaufen… Viele von den Motzverkäufern schütteln den Kopf, wenn sie etwas von den Kandidaten hören. Grundsätzlich ist es nicht erlaubt, in U oder S-Bahn zu verkaufen. Es wird zwar von vielen Mitarbeitern geduldet, aber ich kann die bahn schon verstehen. Eine Zusammenarbeit mit Straßenfeger oder Motz ist nicht möglich. Zwar unterschreiben die Verkäufer des Straßenfegers eine Selbstverpflichtung, doch dran halten ist nicht möglich. Es wird keiner ausgeschlossen, wenn er gegen die Spielregeln verstößt. Ich verkaufe auch Zeitungen. Auch in Bahnen. Aber ich halte meine Augen offen, gehe zu Zeiten, in denen auf meiner Lieblingslinie keine anderen unterwegs sind. Von denen mag ich keinen so richtig. Weil es für die keine Rolle spielt, ob ich gerade durch die Bahn bin. ich hab verständnis für die Fahrgäste. Ich sage kurz Guten Tag, meinen Namen, erwähne kurz was Schwerpunkt Thema ist und dann das ich mich darüber freue, würde jemand eine Zeitung für 1,20 Euro kaufen. Dann bedanke ich mich freundlich und wünsche einen schönen Tag oder ein schönes Wochenende… Viele Menschen entschuldigen sich dann, dass sie kein Geld bei haben. Dann sage ich nur, dass es doch nicht so schlimm sei und das man doch nicht jedem oder jeden Tag etwas geben kann. Man merkt aber auf gewissen Strecken, oder in gewissen Straßenzügen, dass der Verkauf der Zeitung nicht funktioniert. Dort haben ein Paar schwarze Schafe alles versaut. zum Bsp auf Teller spucken, weil leute nix geben, oder dieses undankbare Gepöbel… Allerdings, warum machen das soviele mit der Zeitung? Ich kenne welche, die verdienen am Tag 50 Euro. Und das mit nervender Stimme, oder Sprüchen wie Trarirara die Motz ist da. Oder, Guten Tag, NEIN, ich möchte NICHT ihre Fahrscheine sehen, ich möchte ihnen nur die neue Motz verkaufen. Würg. Ich ändere den Satzbau und die Ausdrucksweise ziemlich oft ein klein wenig, so komme ich eigentlich nie länger als 2 Wochen mit dem selben Spruch. Für Pendler die jeden Tag vielleicht auch noch zur gleichen Zeit fahren, immerhin besser als einen eingefahrenen Spruch über 10 Jahre. Die Leute sind auch selbst schuld. Und warum sagt denn keiner dem Verkäufer, hey hier war gerade einer drin? Wenn er es nicht akzeptiert, dann würde ich bei der BVG anrufen oder den Fahrer der Bahn ne Security rufen lassen.
Ich halte es füer falsch, alle über einen Kamm zu scheren. Denn:
Ich sammel Graffiti-Dosen wenn die Bahnen innen samt Sitzen verschmiert wurden und die Dosen liegen gelassen wurden (könnten ja Fingerabdrücke dran sein) und liefere sie vorn beim Fahrer ab. Wenn Türen nicht richtig oder gar nicht funktionieren, sag ich das vorn, wenn Leute Probleme mit dem finden einer Route durch die Stadt haben, helfe ich, im Winter schließe ich die Türen des Abteils, wenn leute andere Leute anpöbeln oder jemand wieder mal sein Bier auskippen muss und in der U-bahn pennt, ich geh selbst dazwischen oder gebe dem Fahrer bescheid. Es ist ein Geben und Nehmen.
Und ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie man immer wieder jemandem Geld geben kann, der Leute beleidigt, oder den man einfach nicht mag. Und trotzdem machen es viele. Ich habe so einen Schnorrer, der 5 mal jeden im Abteil gefragt hat, ob er denn Paar Cent hätte, auch schon aus der U-bahn rausgeschoben. Ich darf sowas zwar nicht, aber ich hab dafür Applaus bekommen. Also wie gesagt, wenn einer stinkt oder pöbelt, einfach nichts geben. Weitere Informationen zu diesem Thema übrigens auf http://www.streetjournal.de
Grüße Holger
sorry, war ein langer Text, da hat sich hier und da der Fehlerteufel eingeschlichen. Noch was einmalig zu dem Grund, warum ich Zeitungen verkaufe. mein Hartz ist nach einem Tag alle weil ich meine Schulden abbezahle und Miete, Strom, Fernsehen und Internet sowie Telefon bezahlt habe. das heißt, will ich was zu essen, einen Fahrschein oder ein wenig Kultur, oder zu meinen Eltern fahren, dann muss ich Zeitungen verkaufen. Aber das muss ich nicht jedem erzählen. 😉 Am Anfang hab ich das auch gemacht, aber es gibt einmal am Tag mutige Leute, die was sagen und einem Tipps geben. 😉 bitte geht etwas gelassener an die Sache ran und sagt zur Not auch mal was, wenn euch einer nervt…
Ich stimme Argon zu. Viele dieser Menschen haben Bildung aber eine Menge Pech gehabt. Mir geht es genauso. Noch habe ich eine Wohnung und lebe vom Einkommen meiner Mutter. Ich versuche hart als Autorin zu arbeiten. Aber wenn ich kein Glück habe, werde ich wohl auch bald auf der Straße landen.
Wie kann man nur so ignorant sein?! Besser die Menschen verkaufen Zeitung, als dich zu überfallen. Wie asozial kann bloß sein?!
Viel schlimmer als Pseudo-Poeten sind Pseudo-Intellektuelle, die von sich selbst behaupten „Milieu-Studien“ durchzuführen und sich dann, wenn sich das wirkliche Milieu ihnen präsentiert und daran erinnert, dass Berlin eben doch kein Latte-Macchiato-Planet ist, in ihre kleinstädtische Ignoranz flüchten. Pfui Spinne!
Ich schlage mich ebenfalls trotz dem funken mitgefühl auf die seite die es gerne verboten sehen würde.
Was mir missfällt ist dieses aufgezwängte Kaufaufforderung. Man kann ja nicht wirklich weg, ich MUSS dann diese bahn um die uhrzeit nehmen und btw. es kommt auch immer häufiger vor dass man schwer beleidigt oder sogar bedroht wird von den verkäufern und das reibt es echt zu weit! Bin gerade auf den blog gestossen auf der suche nach rechtsgrundlagen. Aber leider: eine Lücke im system..