Das in den 1920er-Jahren an der Fischertwiete erbaute Hamburger Kontorgebäude Chilehaus gehört zu den prägnantesten Profanbauten der Hansestadt und gilt als eines der Hauptbeispiele des norddeutschen Backstein- bzw. Klinkerstein-Expressionismus.
Abmessungen und Standort
Das mit seinen zehn gestaffelt angeordneten Stockwerken, die eine Gesamtfläche von über 36.000 Quadratmeter umfassen, zu den ersten Hochhäusern Norddeutschlands zählende Chilehaus wurde als Teil des Altstadt-Sanierungsprojekts des damaligen Oberbaudirektors Fritz Schumacher zwischen 1922 und 1924 erbaut. Als Standort des Gebäudes wurde eine knapp 6.000 Quadratmeter große Fläche im alten Gängeviertel ausgewiesen, die nördlich des Lagerkomplexes Speicherstadt und südwestlich des Hauptbahnhofs den Kern des neuen Hamburger Geschäftsgebiets „Kontorhausviertel“ bilden sollte.
Eine der wichtigsten Arbeiten Fritz Högers
Auftraggeber für das mächtige Kontorhaus mit seinen 2.800 Fenstern war der Großkaufmann Henry Brarens Sloman, der das Haus nach seiner zweiten Heimat „Chilehaus“ benennen ließ. Sloman hatte für den Bau annähernd fünf Millionen rote Klinkersteine günstig erworben und den Stararchitekten Fritz Höger als Bauleiter gewonnen.
Höger ließ zunächst ein Fundament aus Eisenbetonpfählen in den Grund rammen. Bei seiner Bauplanung legte Höger großen Wert auf sanft geschwungene Fassadenlinien, die dem Chilehaus trotz seiner Größe eine ausgesprochen leichte Optik vermitteln sollten. Besonders spektakulär ist der vorragende, europaweit spitzeste Fassadenwinkel, der dem Gebäude den Charakter des Bugs eines Schiffes gibt. Das um einen Innenhof gruppierte Gebäude weist zahlreiche interessante Details auf. So verwendete Höger bewusst wegen dessen Grobflächigkeit sogenannte „Ausschussklinker“ für die Gestaltung der Außenwände. In der Außen- wie Innengestaltung wurde zudem viel Wert auf zurückhaltende Dekorelemente gelegt.
Lebendiges Symbol für die Wirtschaftskraft Hamburgs
Das Chilehaus avancierte rasch zum Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs in der Hansestadt in den „Goldenen Zwanzigern“ zwischen 1924 und 1929. Bis heute wird das denkmalgeschützte, der Union Real Estate GmbH gehörende Haus als Büro- und Einzelhandels-Geschäftsgebäude genutzt. Das Chilehaus gilt auch als eines der Topziele für an Architekturgeschichte interessierte Hamburgbesucher.