Frankfurter Rundschau dem Untergang nahe?

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Die unabhängige Tageszeitung Frankfurter Rundschau gerät unter DuMont nun doch in eine Abhängigkeit von der Verlagsschwester Berliner Zeitung. Das linksliberale Traditionsblatt tauscht sein hessisches Gesicht gegen eine schizophrene Maske: Todesurteil oder letzte Erste Hilfe?

Die Frankfurter Rundschau war einst die zweite Deutsche Tageszeitung, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Doch ihre Ära scheint dahinzusiechen. Nach vergangenen Rettungsmaßnahmen steht nun eine maskierte Fusion mit der Berliner Zeitung bevor.

Die Einsparungen verringern zwar die roten Zahlen der Tageszeitung auf dem Papier, jedoch wer im Zerfall der Print-Tradition sein Gesicht verliert, unterschreibt meistens auch gleich sein Todesurteil.

Verkaufsrückgang und Anzeigenschwund trotz Notfallplan

Es scheint alles nichts geholfen zu haben. Der Untergang bleibt der Frankfurter Rundschau geweiht. Trotz einsparenden Stellenabbaus, Eigentümerwechsels 2006 und der Umstellung auf das kleinere Tabloidformat, schreibt die Zeitung mit dem grünen Balken über dem schwarzen Titel immer noch rote Zahlen.

Einbüßen von 60.000 verkauften Exemplaren machen das Problem deutlich. Da sich diese Entwicklung der letzten 10 Jahre beisst mit den Hoffnungen in das überregionale Qualitätsblatt, muss sie mehr und mehr Ressorts in die Hände ihrer Verlagsschwester geben.

Kooperation mit der Berliner Zeitung: Verkappte Übernahme?

Politik und Wirtschaft mussten sich die so unterschiedlichen Zeitungen des Kölner Verlagshauses M. DuMont Schauberg (MDS) bereits teilen. Nun sollen auch alle anderen Ressorts in einer Kooperation entstehen. Nur der Lokalteil der Frankfurter Rundschau soll vor Ort bleiben.

Doch in Berlin gehen die hessischen Kollegen gesichtslos unter. Mindestens 44 Stellen fallen summa summarum weg. 20 Frankfurter Kollegen werden mit 120 Berliner Redakteuren in der Hauptstadt die überregionalen Ressorts Politik, Wirtschaft, Feuilleton und Sport für beide Zeitungen produzieren.

Trinidad aus Fehrle, Schellenberger und Vorkötter

Die Frankfurter Rundschau ist nicht mehr ihr eigener Herr und sollte den Beinamen „unabhängige Tageszeitung“ vielleicht besser ablegen. Denn sie wird in Zukunft keine eigenen Chef-Redakteure mehr haben.

Stattdessen übernimmt ein Dreierteam die Leitung: Brigitte Fehrle, die Leiterin der Redaktionsgemeinschaft, letzter FR-Chefredakteur Rouven Schellenberger sowie Uwe Vorkötter, Chefredakteur der Berliner Zeitung.

Unglaubwürdigkeit durch Identitätsverlust?

Die schizophrene Maske, die der Frankfurter Rundschau unter dem Deckmantel einer Rettungsmaßnahme aufgezwungen wird, führte bereits zu Warnstreiks und warf die Frage nach der Glaubwürdigkeit einer Zeitung auf, deren Redaktionssitz 550 km von Frankfurt entfernt ist.

„Das, was die ,Frankfurter Rundschau‘ in Ton und Meinung auszeichnet, bleibt auch unter diesen Bedingungen erhalten.“, versuchte der Verleger Alfred Neven DuMont zu beschwichtigen, jedoch bleibt abzuwarten, ob das linksliberale Blatt die achtzehnmonatige Galgenfrist unter diesen Umständen überstehen wird.

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