Es gibt da dieses Sprichwort: „Es wird nie so viel gelogen wie vor einer Wahl, während eines Krieges und nach einer Jagd.“ Traurigerweise ist da viel Wahres dran. So gehörte es auch beispielsweise vor zwei Jahren zum großen Wahlversprechen der Hamburger SPD, dass man sich – neben vielem anderen – um den Ausbau des Hafens kümmern werde. Mit anderen Worten, man wollte ihm ausreichend Mittel zur Verfügung stellen, damit er sich für die Zukunft fit machen könne.
Die Zukunft bedeutet in so einem Fall immer Wachstum. Nicht nur größer und weiter, sondern auch schneller muss es im Hafen gehen, wenn er konkurrenzfähig bleiben will. Die hochgesteckten Pläne lauteten daher: den Burchardkai und den Containerterminal Eurogate erweitern sowie den mittleren Freihafen ausbauen. Ja, man wollte sogar ganz Moorburg, wohl mitsamt seiner tollen Müllverbrennungsanlage, umsiedeln. So gäbe es Platz für neue Hafenbecken. Wahrlich eine absurde Idee.
Große Worte, wenig Taten
Ein Glück für die Moorburger, dass in der Politik den hochtrabenden Worten selten Taten folgen – und das der Senat sparen muss. Der Burchardkai ist das einzige Bauvorhaben, das bisher fertiggestellt worden ist. Das war bevor die jüngsten Prognosen bekannt wurden. Man ging nämlich bisher in der Wirtschaftsbehörde davon aus, dass bis zum Jahr 2030 satte 25,4 Millionen Standardcontainer umgeschlagen würden. Nun hat die Seeverkehrsprognose des Bundes jedoch ein ganz anderes Ergebnis ermittelt. Lediglich 16,3 Millionen Container werden die Ladekräne der Hansestadt bis zu diesem Zeitpunkt hin und her wuchten. Das ist empfindlich weniger als vermutet und dämpft den Enthusiasmus Senatsgelder für die Erweiterung locker zu machen.
War es demnach richtig, es nach den großen Tönen im Rathaus an der Umsetzung im Hafen fehlen zu lassen? Oberflächlich gesehen vielleicht, schließlich leidet die Handelsschifffahrt nach wie vor unter der allgemeinen Finanzkrise und ihren wirtschaftlichen Folgen. Was aber, wenn die Wirtschaft anzieht? Dann haben die Hafenstädte die Nase vorn, deren Infrastruktur perfekt ausgebaut und auf dem neuesten Stand ist. Ob sie nun Schiffe be- und entladen oder Baumaterialien bewegen – im Hafen sollten Kräne niemals still stehen.
Der Hamburger Hafen ist nur so sinnvoll wie die Menge der Ladungen, die hier stündlich gelöscht werden. Er ist ein Industriehafen, in dem permanent Waren umgeschlagen werden müssen und nicht ständig Touristen von Bord gehen sollen. Wenn dem Hamburger Hafen künftig im gleichen Maße Containerschiffe fernbleiben wie Kreuzfahrtschiffe anlegen, dann droht auf lange Sicht eine Industriebrache ruhrpott’schen Ausmaßes. Außerdem würde man sich langfristig zu einem historischen Freizeitpark entwickeln, in dem Erlebnishungrige aus aller Welt nach Seemannsromantik suchen und dem Hafenabenteuer hinterherjagen. Ein bisschen ist das ja heute schon so.
Foto: Judy Born