Bye, bye Schanzenfest?

      Kommentare deaktiviert für Bye, bye Schanzenfest?

Die Gerüchteküche brodelt: Fällt das Schanzenfest dieses Jahr ins Wasser? Seit 24 Jahren feiert Hamburg in der berühmt-berüchtigten Sternschanze das jährliche Stadtteilfest, das nicht selten in Ausschreitungen endete. Das erste Schanzenfest fand – noch unangemeldet – 1988 statt, nachdem die Aufführung des „Phantoms der Oper“ in der alten Flora von linken Aktivisten verhindert wurde. Schon zwei Jahre später konnte die Party angemeldet gefeiert werden. Erst 2003, als nach dem Schanzenfest ein Lagerfeuer auf dem Schulterblatt brannte und der frühere Innensenator Ronald Schill den Platz erstmals räumen ließ, wurden die abendlichen Krawalle nach der friedlichen Feier zur Norm. Nun wird gemunkelt, dass es dieses Jahr wohl kein Schanzenfest geben wird. Hängt diese Tatsache mit dem neuen „Gefahrengebiet Sternschanze“ zusammen? Es scheint nicht so: Die Bekanntgabe des möglichen Ausfalls erfolgte nicht durch Polizei oder Regierung, sondern angeblich direkt durch die Organisatoren des Festes, die sich offiziell noch nicht dazu äußern wollen.

„Zur Bühne eines sich an sich selbst berauschenden Krawalls geworden“

„Der symbolische Ort Rote Flora ist zur Bühne eines sich an sich selbst berauschenden Krawalls geworden“, schreibt der Rote-Flora-Aktivist Andreas Blechschmidt, früher Mitorganisator, in einer allgemeinen Einschätzung im FSK zur Entwicklung des Schanzenfestes, das von linker Seite auch gern als „jährlichen Truppenübungsplatz der Hamburger Polizei“ bezeichnet wird.

Das Fest wurde einerseits durch die eigenen Besucher, andererseits durch die der Regierung vorgeworfene Eskalationsstrategie von einem Ort des politischen Statements zur Krawallbühne umfunktioniert. Nach dem militärisch ausufernden Eingriff der damaligen Schill-Partei im Jahr 1988 sah sich ein Teil der linken Szene dazu berufen, die Konfrontation mit der Polizei mehr und mehr anzuschüren und die Schuld allein auf das Handeln der Politik zu schieben. So wuchs das Schanzenfest allabendlich mehr und mehr zu einer Krawallplattform heran, auf die nicht nur politisch orientierte Aktivisten, sondern auch „Krawalltouristen“ aus ganz Deutschland und im Jahr 2006 selbst Polizisten, die nicht im Dienst waren, zurückgriffen.

„Das Verfahren gegen einen Polizeibeamten, der am selben Abend im Suff ebenfalls eine Flasche auf einen Wasserwerfer geworfen haben soll, wurde dagegen längst eingestellt: Da der Mann nicht aus der Menge heraus gehandelt habe, liege kein Landfriedensbruch vor, befand die Staatsanwaltschaft. Und weil eine Flasche einen Wasserwerfer nicht beschädigen kann, sei nicht einmal der Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllt.“ (Quelle: Kai von Appen, TAZ 31.03.2007)

Ausgang? Bislang unbekannt

Nachdem nun im vergangenen Jahr ein 29-Jähriger sowie ein 27-Jähriger vor der Roten Flora durch mehrere Messerstiche verletzt wurden und ein Feuer unter dem Vordach entzündet wurde, wollen die Organisatoren nun Konsequenzen aus den Ereignissen ziehen. Ob das Schanzenfest wirklich nicht stattfindet, ist offiziell noch nicht bekanntgegeben.

 

 

Bilder: Na Dine