Mieten in Hamburg sind kein Spaß mehr. Wer zentral und vielleicht auch noch hip wohnen möchte, der muss tief in die Tasche greifen. Der Mietpreiswahnsinn zwingt auch viele Geschäfte zur Aufgabe. Darunter einer der bekanntesten Käsekuchenläden in Hamburg.
Ich gebe zu, bis heute kannte ich „Don’t tell Mama“ nicht. Ich bin aber auch kein Kuchenesser. Doch der Laden von Stepha Zanella soll in japanischen Reiseführern zu finden sein und sogar in kanadischen Magazinen erwähnt worden sein.
Mit dem Laden ist es allerdings seit Sonntag vorbei. Denn die Miete ist erhöht worden. Nicht um ein paar Euro, sondern um ein paar Hundert Euro. 1250 statt 875 Euro soll die Besitzerin für ihren Laden zahlen. Er hat 40 Quadratmeter, 35 für den Keller. Ihr Mietpreis liegt bei 25 Euro für den Quadratmeter– und das in einem Stadtteil wie St. Pauli!
Der dänische (!!) Investor interessiert sich nicht für die Zukunft der Cheesecake-Dame:
„Als Sie den Laden übernahmen, war er in einer schlechten Verfassung. Aber heute ist St. Pauli attraktiv, also ist eine Miete von 1200 Euro okay. Es steht Ihnen frei, sich einen anderen Laden zu suchen. Ich finde auch einen Mieter für 1300 Euro.“
Und damit spricht er genau das aus, was in Hamburg und auch anderen Städten Fakt ist. Die Mieten können für die größten Drecklöcher (und davon habe ich während meiner Wohnungssuche eine Menge gesehen!) explodieren, aber es findet sich immer jemand, der mietet.
St. Pauli ist hip (bzw. soll hipper sein), wird aber immer schicker, ebenso wie die Schanze. Den Bewohnern passt es nicht, tun können wir wenig dagegen. Das Stadtbild, weswegen Pauli und die Schanze einst so beliebt waren, wird verätzt, wird verfälscht. Pauli ist zu dreckig, also wird was schickes Neues gebaut. Die Touristen freut es- aber sie lernen nicht unser Hamburg kennen.
Klar, Dinge müssen sich ändern. Aber manches sollte doch einfach so bleiben, wie es ist. Weil es zu uns gehört. Und das betrifft auch einen kleinen Cheesecake-Laden.
Sehr schade. Wenn immer mehr Eigentümer nur noch auf den Euro schauen, sehen Schanze, St. Pauli und St. Georg ganz schnell ganz gleich aus.
Für Filialisten ist es nicht entscheidend, ob sie an jedem Standort Geld verdienen, deshalb werden auch hohe Mieten akzeptiert. Vielleicht sind künftig nur noch Nebenstraßen attraktiv, weil dort die kleinen, eigenen Läden sind.
In die dann aber keiner mehr geht oder im besten Fall nur noch an den Scheiben klebt, weil das ganze Geld in den anderen Läden ausgegeben wurde :/