Das Gängeviertel: Eine Kunstoase mitten in Hamburg

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Ein Abstecher ins Gängeviertel bringt manch einem Besucher mehr Hamburg nahe, als es jedes Museum vermag. Was als Akt von Hausbesetzern begann, ist heute ein Ort freien Schaffens mitten im Herzen der Stadt. Dabei ist jeder eingeladen, den Freiraum mitzugestalten.

Rund drei Jahre ist es her, dass Künstler die historischen Arbeiterquartiere am Gänsemarkt im stillen Protest eingenommen haben. Freiheit, Kultur für jedermann und eine rege Bürgerbeteiligung versprach sich die Initiative „Komm in die Gänge“ von der bunten Oase – mit Erfolg. Die Politiker stürzt das jedoch in ein heilloses Chaos.

Das Gängeviertel zwischen Krieg und Abriss

Diverse Abrissmaßnahmen und der Zweite Weltkrieg setzten dem Gängeviertel stark zu und hinterließen nur 12 Bruchstücke des ehemals großen Arbeiterviertels. In seiner ursprünglichen Größe erstreckte sich das Areal vom Hamburger Hafen über die Neustadt bis in die Innenstadt und bot Platz für über 1000 Familien. Doch die Choleraepidemie verursachte 1892 unhaltbare hygienische Zustände, die den Abriss und das Zusammenschrumpfen des Viertels zur Folge hatten.

Verfall und Untergang

Viele Jahre lang wurden die Räume vermietet und verfielen, während um sie herum neuer, moderner Büro- und Wohnraum entstand. 2008 verkaufte die Stadt an einen Investor und unterschrieb damit den Untergang, denn 80% der historisch wertvollen Bauten sollte abgerissen werden.

Initiative „Komm in die Gänge“

Doch eine Initiative aus rund 200 Künstlern kam in die Gänge, besetzte im August 2009 das Gängeviertel und vereitelte die Sanierungspläne. Statt Baggern und Walzen rückten nun Künstler mit ihren Werken und Farbeimern an und verliehen den heute denkmalgeschützten Räumen einen farbigen Anstrich. Die Politik schwankt seitdem zwischen radikalen Gegenmaßnahmen und überzeugtem Befürworten und Subventionieren des Wahrzeichens der Herzen.

Rettung und Sanierung

Mit dem Rückkauf im Dezember 2009 durch die Stadt erzielte die Initiative jedenfalls einen durchschlagenden Erfolg auf dem Weg zur geplanten Selbstverwaltung. Tatkräftige Unterstützung und Solidaritätsbekundungen kamen massenweise aus der Bevölkerung, bis heute haben zehntausende Gäste aus aller Welt in ihrer Freizeit das Gängeviertel besucht. Vor wenigen Tagen einigten sich nun die Stadt Hamburg und die Initiative auf ein 20 Millionen Euro schweres Konzept zur Sanierung der Bauten. 2013 sollen sie anlaufen und sieben Jahre dauern.

Eine bunte Mischung

Das Programm ist mit einer Mischung aus Konzerten, Ausstellungen, Workshops und Diskussionsrunden sehr vielfältig. Der freie Eintritt und fehlende Beschränkungen laden jeden Besucher zum Mitmachen ein. Kunst und Kultur nicht fern von, sondern mitten unter den Menschen lautet die Devise. Noch bis 13. Mai zeigt unter anderem die Ausstellung „Leichtabseits“ Werke von sieben Künstlern, die sich in unterschiedlichster Form Kunst nähern. Ein Tango-Basis-Kurs und Konzerte von Klassik bis Hardcore vervollständigen die Mischung.

Mehr Informationen zum Gängeviertel bekommst du hier.

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