Man kann zu dem Filmemacher David Lynch stehen, wie man will. Seine Filme, allen voran der elegant-abgründige „Blue Velvet“ und die bizarre Märchencollage „Wild at Heart“, sind die cineastischen Visionen eines Exzentrikers. Das ist nicht jedermanns Geschmack und muss es auch nicht sein; Filme sind Kunst, und die ist per se individuell.
Empörung ist allerdings angebracht, wann immer ein Prominenter seine Popularität nutzt, um eine persönliche Weltanschauung zu propagieren. David Lynch hat dieser Tage den Bau einer Universität für „Transzendentale Meditation“ in Charlottenburg angekündigt.
Der amerikanische Regisseur praktiziert laut eigener Aussage seit 1973 die „Transzendentale Meditation“, wie sie von Maharishi Mahesh Yogi gelehrt wird. Darin sind Elemente der traditionellen buddhistischen Meditationstechniken mit hinduistischer Folklore und naiver Wundergläubigkeit verknüpft. Seit den Sechzigern bietet Maharishis Organisation auch in Deutschland kostenpflichtige Kurse und Schulungen an. Aktuell geht man von rund 10.000 TM-Aktiven aus. Obwohl der Bundesverband Sektenberatung ausdrücklich vor der Organisation warnt, ziert sich die Bundesregierung, sie klar als Sekte zu bezeichnen. Der Bau der „Universität des unbesiegbaren Deutschland“ wird von der „David Lynch Foundation for Consciousness-Based Education and World Peace“ finanziert, die sich zu Maharishis Lehre bekennt.
Lynch, den Frankreichs Präsident Sarkozy in diesem Jahr zum Offizier der Ehrenlegion machte, reiht sich jetzt in die unrühmliche Reihe von Hollywood-Größen ein, die ihre Popularität missbrauchen, um persönliche religiöse Ansichten zu verbreiten.
Gerade erst wurde lautstark dagegen protestiert, dass der Scientologe Tom Cruise den Hitler-Attentäter Stauffenberg darstellt. Man kann nur hoffen, dass das zweifelhafte Vorhaben Lynchs in Berlin auf ähnliche Empörung stößt.