Ganztagsschulen gibt es schon lange, früher waren es oft private Schulträger, die solche Konzepte anboten. Heute sind auch viele öffentliche Schulen – Grund- und weiterführende Schulen – Ganztagsschulen.
Oftmals weiß man gar nicht so genau, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Schule über die „normale Zeit“ hinaus, Mittagessen, Betreuung und einiges mehr. Was eine Ganztagsschule genau bietet, ist ganz unterschiedlich und von Bundesland zu Bundesland ein wenig anders. Das ist dem Bildungsföderalismus geschuldet. Und einem Investitionsprogramm des Bundesbildungsministeriums, das diese Schulform seit 2003 massiv förderte.
Ganztagsschule und das Investitionsprogramm Zukunft
Im Jahr 2003 stellte das Bundesbildungsministerium den Bundesländern 40 Milliarden Euro zur Verfügung, um Ganztagsschulen auf- und auszubauen. Grund oder Motivation hierfür war eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch eine sinnvolle Verzahnung von Unterricht und ergänzenden Angeboten im Hinblick auf eine Verbesserung von Lernprozessen und die Steigerung von Lernergebnissen.
Zahlreiche Studien hatten ergeben, dass Kinder und Jugendliche aus sozial nicht privilegierten Schichten und insbesondere in Flächenländern mit gering besiedelten Anteilen kaum Gelegenheit hatten, an Sport- und Freizeitangeboten, kulturellen, künstlerischen oder handwerklichen Veranstaltungen und Kursen teilzunehmen. Darüber hinaus fehlte es hier und da an der häuslichen Betreuung, wenn beide Elternteile erwerbstätig waren. Ganztagsschulen, die all dies ermöglichen können, erschienen als geeignetes Konzept, um Familien zu entlasten und Schülerinnen und Schüler in vielerlei Hinsicht zu bilden, zu betreuen und zu versorgen.
Ganztagsschulen – Lehrer und Sozialpädagogen in einem Boot
Ganztagsschulen sind strukturell, jedenfalls im öffentlichen Bereich, immer eine Kooperation von Schule, Jugendhilfe und zahlreichen weiteren Kooperationspartnern sowie Vereinen und auch engagierten Privatpersonen. In jedem Bundesland wird der Tagesablauf bereichert durch ein warmes Mittagessen und viele ganz unterschiedliche Angebote. Diese reichen von der kompetenten Hausaufgabenbetreuung über das Reitsport- oder Golfspielangebot, den Angel- oder Nähkurs, die Theater-AG bis zum Koch- und Survival-Seminar.
Das ermöglicht Schülerinnen und Schülern ihren ganz individuellen Interessen entsprechend Erfahrungen zu machen und Kenntnisse zu erwerben, die auch mit schulischen Inhalten verknüpft sind: Wenn das Kind in der Grundschule erkennt, dass das Addieren ein sinnvoller Prozess ist, um das Rezept für die wunderbar duftenden Waffeln zu verdoppeln und die Waffeln dann für alle reichen, lernt es auch schnell das Multiplizieren. Denn die Teilnehmeranzahl der Waffel-AG steigt schnell – Ganztagsschulen machen schulische Inhalte lebendig.
Schulen können Inhalte und Angebote so ausgestalten, wie Schülerinnen und Schüler es regional und individuell brauchen: Kein Wunder, dass Ganztagsschulen in Berlin weiterhin im Trend sind. Berlin ist multikulturell und vielfältig – ebenso müssen die Schulen sein. Ganztagsschulen sind ein Schlüssel dazu, wenn sie gut konzipiert sind – ein Grund mehr, Fragen an das Konzept zu stellen und vielleicht auch selbst einen Beitrag zu leisten.