Gestern wurde eine Ausstellung im Haus am Dom eröffnet, die die Kunstwerke Drogenabhängiger unter Leitung von Künstler Norbert Cloß und Betreuer Alfred Becherer-Dietz der Öffentlichkeit präsentiert.
Dem Besucher bieten sich Radierungen von teilweise verstörender Qualität. Dabei ist das Prinzip drogensüchtiger Künstler sicherlich nichts Neues: In allen Bereichen, seien es Film, Literatur, Musik oder Malerei, gab es Leute, die aus den verschiedensten Gründen drogenabhängig oder zumindest drogenaffin waren. Von Phillip K. Dick bis zu Hunter S. Thompson, von David Lynch über Amy Whinehouse zu Jimi Hendrix, niemand würde behaupten, Drogensucht und Kunst seien einander fremd.
Warum also kommt die Austellung in einer solchen Aufmachung daher?
„Kunst statt Sucht“: Trägt dieses Thema, von mir frei übersetzt mit „Drogensucht – trotzdem Künstler!“, wirklich zu mehr Authentizität bei?
Hat der karitative Aspekt der Aktion nicht sein Ziel verfehlt, Drogensüchtigen zu helfen, indem die Betonung so stark auf das Suchtproblem der Künstler gelegt wird?
Dadurch wird vom eigentlichen Kunstwerk abgelenkt, und es zählt nur noch, dass der Mensch in seiner Freizeit zu viele Drogen konsumiert. Sicherlich werden auch denjenigen Argumente geliefert, die Frankfurt partout als neues Großstadtghetto abtun möchten.
Der Slogan scheint mir unglücklich gewählt – es ist nicht davon auszugehen, dass hier langfristige Alternativen angeboten wurden. Im besten Fall haben die Künstler eine Plattform gefunden, sich auszudrücken. Das hätte auch ohne eine derartige Zurschaustellung funktioniert.