Am 12.02.2010 wird Filmgeschichte so hautnah erlebbar sein wie noch nie zuvor: Rund 80 Jahre nach der Uraufführung ist es gelungen Fritz Langs „Metropolis“ nicht nur zu restaurieren, sondern das Werk erstmals vollständig zu zeigen. Zeitgleich zum Auftakt der Berlinale zeigen die Alte Oper Frankfurt und der Friedrichstadtpalast Berlin den Klassiker in seiner restaurierten Fassung von 2010.
„Metropolis“ ist eine düstere Zukunftsvision nach einem Drehbuch von Thea von Harbou und Fritz Lang, die 1927 in Berlin uraufgeführt wurde. Wie in vielen Dystopien – den negativen Utopien – wird das Bild einer streng hierarchisch strukturierten Gesellschaft gezeichnet, die von einem Alleinherrscher kontrolliert wird. Hinzu kommt bei Langs Film die Vision der allmächtigen Maschinen, die den Menschen zu einem kleinen Rädchen ihrer selbst degradieren.
Als wegweisend für die Filmgeschichte gelten die futuristische Architektur und Kulisse. Erstmals waren in einem Film Filmtelefon und Roboter zu sehen. Damit legte Lang einerseits den Grundstein für den modernen Science Fiction Film und knüpfte andererseits in seiner perfekten Inszenierung an literarische Dystopien wie H. G. Wells „Die Zeitmaschine“ (1895) an, bzw. stellte die Weichen für die später erscheinenden Romane „Brave New World“ (1932) von A. Huxley oder „1984“ (1949) von G. Orwell.
Die Geschichte des Films selbst ist nicht weniger interessant als Inhalt und Ästhetik: Bereits kurz nach der Premiere 1927 wurde der überlange Film gekürzt – der kommerzielle Erfolg blieb dennoch aus; an den Kinokassen scheiterte „Metropolis“ komplett. Der fehlende Teil (rund 25 Minuten Spielzeit) galt jahrzehntelang als verschollen.
2001 entstand die bisher vollständigste digitale Rekonstruktion im Auftrag der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Diese musste noch ohne die Filmsequenzen auskommen, die 2008 überraschend im argentinischen Museo del Cine in Buenos Aires auftauchten.
Mit dem sensationellen Fund begann eine mühselige Arbeit: Das beschädigte Material wurde digital überarbeitet und nach der originalen Schnittreihenfolge in den Film eingefügt. Es gelang außerdem die Musik zu rekonstruieren, die bei der kommenden Weltpremiere in Frankfurt und Berlin live gespielt wird.
Die Vorstellung in der Alten Oper in Frankfurt am Main ist bereits komplett ausverkauft. Wer nicht zu den Glücklichen gehört, die sich ein Ticket ergattern konnten, muss dennoch nicht auf „Metropolis“ verzichten: Der Fernsehsender Arte, der ebenfalls an der Restaurierung des Filmmaterials beteiligt war, zeigt am 12.02.2010 ab 20:15h live ein Special zum Film und natürlich auch „Metropolis“ in der aktuellen Fassung.
Und wer das verpasst, muss eben auf die DVD warten. Laut der Friedrich-Murnau-Stiftung soll diese gespickt mit vielen Extras und Hintergründen ab Ende 2010 im Handel erhältlich sein. Auf großer Leinwand – sprich in den Kinos – soll „Metropolis“ ebenfalls ab Herbst 2010 laufen.
Weitere Informationen zu „Metropolis“ finden Sie hier:
Friedrich Murnau Stiftung
Deutsches Filmhaus (gegenüber Kulturzentrum Schlachthof)
Murnaustraße 6, 65189 Wiesbaden,
Telefon 0611 – 97708-41 (Mo – Fr 10 – 12 Uhr)
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