Open-Air-Filmbar im Museum Ludwig zeigt zwölfmal Edel-Trash

Kino unter freiem Himmel gehört in den sonnigsten Wochen des Jahres mittlerweile in den meisten Städten zum Standardprogramm. In Köln bietet derzeit über ein halbes Dutzend interessanter Locations cineastisches Public Viewing auf der Großleinwand. Neben den üblichen Klassikern und Blockbustern hat man dabei auch Gelegenheit, hier und da echte Schätze zu entdecken. Das Museum Ludwig etwa zeigt im Rahmen seiner traditionellen Filmbar dieses Jahr 12 echte Trash-Meilensteine von Roger Corman bis Russ Meyer. Ernstnehmen macht hier keinen Sinn.

Wenn sich die Hochkultur im Museum Ludwig zur wohlverdienten Nachtruhe legt (etwa in Form von Sigmar Polkes Editionen ab dem 4. Juli), nehmen auf dem Dach des Gebäudes für ein paar Wochen die Geister der schnell dahingeschluderten Trivial- und Trashkunst das Zepter in die Hand. Unter dem Titel „B-Special“ zeigt die Filmbar im Schatten des Kölner Doms vom 30. Juli bis zum 22. August eine wohldosierte Auswahl billig produzierter Trashklassiker.

Ursprünglich waren die sogenannten B-Movies eigentlich nur ein Vermarktungstool für Großproduktionen aus Hollywood. Bereits in den 20er Jahren hatten kleinere US-Studios damit begonnen, neben ihren Hauptattraktionen auch solche Filme zu produzieren, die mit einem geringen Budget auskamen und als Zusatzelemente an die Filmtheater verkauft wurden. Waren zu Stummfilmzeiten Kinobesuche noch varietéähnliche Veranstaltungen, bei denen Live-Performances und Kurzfilme den eigentlichen Film begleiteten, ermöglichten mit Aufkommen des Tonfilms nun sogenannte Doublefeatures den Kinobesitzern, ihren Zuschauern abwechslungsreiche Abendunterhaltung zu bieten, die ihren Preis rechtfertigte.

Anfang der 30er übernahmen die großen Studios diese Praxis und installierten sogenannte „B-Units“, die ausschließlich dafür zuständig waren, billig abgedrehtes Entertainment ohne Stars und großen Aufwand herzustellen. Nicht selten erwies sich die eher stiefmütterlich behandelte Produktionsebene aber auch als echte Talentschmiede. Bekanntestes Beispiel eines Schauspielers etwa, der sich im damaligen System einen Namen machte und den Wechsel in die A-Liga schaffte: John Wayne.

Mit Aufkommen des Fernsehens wandelten sich die Verhältnisse, und die einst erfolgreiche Doppelvorstellung verschwand aus den Theatern. Der Begriff „B-Movie“ selber aber blieb erhalten und bezeichnete fortan vor allem billig produzierte Stoffe ohne Starbeteiligung und mit nicht selten stereotypen Charakteren und Handlungselementen. Abseits vom Studiomarkt etablierten sich aber auch solche Themen, die unter den strengen Zensuraugen einer Großproduktion nichts auf der Leinwand zu suchen hatten. Sex, Gewalt, Monster und Außerirdische beherrschten ab sofort den Trashmakt.

Das B-Movie begründete in den Folgejahren ein eigenes Industriefeld und fand in Namen wie Roger Corman oder Russ Meyer seine eigenen Ikonen. Stars wie Robert De Niro und Jack Nicholson, genauso wie spätere Filmgrößen vom Kaliber eines Francis Ford Coppola, Martin Scorsese oder Jonathan Demme verdienten sich ihre Sporen im Trashkino.

Größter bekennender B-Movie-Fan: Quentin Tarantino. 2007 brachte er mit einer Handvoll Mitstreitern unter dem Titel „Grindhouse“ eine grandios gescheiterte Hommage auf die Leinwand, die vor allem belegte, dass sich Trash nicht kalkulieren lässt und unter Einsatz von millionenschweren Budgets ganz und gar formelhaft aussieht.

Die Filmbar in Museum Ludwig zeigt ihre Auswahl an B-Movies (Kurator: Helmut W. Banz) auf der hauseigenen Dachterasse am Heinrich-Böll-Platz. Eintrittskarten kosten 5 Euro und sind nur an der Abendkasse erhältlich. Einlass ist jeweils 21 Uhr, die Vorführungen beginnen bei Einbruch der Dunkelheit.

Einen schicken Programmflyer gibt es als pdf-Download.

Donnerstag, 30. Juli 2009, 21 Uhr
Die Dämonischen – Invasion der Körperfresser – Invasion of the body snatchers

Freitag, 31. Juli 2009, 21 Uhr
Kiss me deadly – Rattennest

Samstag, 1. August 2009, 21 Uhr
Im Garten der Lust – Mudhoney

Donnerstag, 6. August 2009, 21 Uhr
The Tingler – Schrei, wenn der Tingler kommt

Freitag, 7. August 2009, 21 Uhr
J. D., Der Killer – The rise and fall of legs diamond

Samstag, 8. August 2009, 21 Uhr
Corman Double: A bucket of blood / Little shop of horrors

Donnerstag, 13. August 2009, 21 Uhr
Detour – Umleitung

Freitag, 14. August 2009, 21 Uhr
Im Dunkel der Nacht – Nightmare

Samstag, 15. August 2009, 21 Uhr
Der Tod kommt auf leisen Sohlen – Murder by contract

Donnerstag, 20. August 2009, 21 Uhr
Carnival of souls – Tanz der toten Seelen

Freitag, 21. August 2009, 21 Uhr
So enden sie alle – Baby Face Nelson

Samstag, 22. August 2009, 21 Uhr
Die grausamen Sieben – The savage seven

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3 comments on “Open-Air-Filmbar im Museum Ludwig zeigt zwölfmal Edel-Trash

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