Ach, wie schön, ein sonniger Nachmittag, wir haben alle Zeit der Welt und eine herrliche Innenstadt vor uns. Und dazu gibt´s nicht nur Gelächter und Vogelgezwitscher, nee, sondern auch gleich noch musische Untermalung!
Genau. Die Rede ist von Straßenmusikern. Diese beleben das Stadtbild um dem Hauptbahnhof herum, erquicken uns mit ihren musikalischen Talenten, singen und frohlocken mit ihren Instrumenten, dass es eine wahre Freude ist. Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle: Gebt Trinkgeld! Denn diese sorgen dafür, dass uns diese Herrlichkeiten bewahrt bleiben!
Ich stieß allerdings in letzter Zeit immer häufiger auf eine kuriose Erscheinung hier in Hamburg. Es stürmt ein gewaltiger Wind über die Straßen Hamburgs hinweg, Schnee treibt wüst von einem beinahe schwarzen Himmel, es ist kalt, wirklich kalt, weshalb ich beschließe, mir noch einen Kaffee vom Ditsch zu gönnen, bevor ich halb erfroren in die Straßenbahn hechte. Also stelle ich mich gerade an, als ein trauriger Klang zu mir herüber weht. So klingt also wirklicher Katzenjammer, denke ich und drehe mich um, um ein vielleicht dreizehnjähriges Mädchen zu entdecken, das wahllos auf einer Ziehharmonika herum klimpert, ohne jeglichen Sinn und Verstand, und dabei um Kleingeld bettelt.
Es gab kein Lied. Auch keine Melodie. Es gab nur „rrrrkkkssss“ und „düdüdüdüdü“ und „rumpeldipumpel“. Offensichtlich hat sie noch nie in ihrem Leben so ein Ding in der Hand gehalten und ich weiß jetzt, wie es sich anhört, wenn man ein Instrument vergewaltigt. Ich war sprachlos. Das organisierte Betteln ist leider in Hamburg schon lange etabliert, wir alle kennen sie, den Kerl mit dem Fuß, den er aufopferungsvoll hinter sich herschleift. Der allerdings kerngesund ist und gerade laufen kann, sobald er genug zusammen gebettelt hat. Das organisierte Betteln hat in unserer Hansestadt derart Überhand genommen, dass das nicht mehr „zieht“: Kein Mensch wirft ihnen was in ihre Pappbecher, im Gegenteil, alle rollen nur noch mit den Augen.
Klar, dass da was Neues hermuss. Und da Straßenmusik offenkundig ja beliebt ist und immer gut läuft, wird das eben kopiert. Also, an dieser Stelle: Gebt diesen Verbrechern bloß kein Geld! Klar schauen die Mädchen traurig aus, wenn sie da in einem zugigen Eckchen hocken und ihre Instrumente würgen, allerdings unterstützt ihr diese Verbrechen mit Kleingeld nur noch mehr, denn seid euch sicher, dass das Mädel am Ende des Tages ihr komplettes Geld an ihren „Boss“ abgeben muss, der sie am nächsten Tag in die nächste Ecke setzen wird, während er selbst im Antlantic speist und nächtigt.
Ist das in anderen Städten eigentlich auch so schlimm…? Auch in Freiburg scheint das ein Problem zu sein, wie uns dieser Bericht schildert.