Fällt der Name Palermo, denken die meisten unweigerlich an die Mafia. Durchaus verständlich, schließlich hatte die kriminelle Organisation im 19. Jahrhundert ihren Ursprung hier auf Sizilien – jener Insel südwestlich der italienischen Stiefelspitze. Und auch heute sind die Folgen der sogenannten „Plünderung Palermos“ zu sehen, als korrupte Politiker mit Mafia-Verbindungen in den Fünfziger- bis Siebzigerjahren ganze Stadteile mit ebenso billigen wie abscheulichen Wohnblocks zupflasterten. Aber Palermo, die Hauptstadt Siziliens, wehrt sich gegen das organisierte Verbrechen. Und sie hat wunderschöne Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Die schönste Mumie der Welt
Palermo-Besucher sollten einen Streifzug durch das Hafenviertel La Kalsa machen. Bis vor ein paar Jahren war die Gegend ein sozialer Brennpunkt, aber in letzter Zeit hat sich viel getan. Heute ist die Piazza Marina mit dem Giardino Garibaldi und den umliegenden historischen Palästen wieder ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Besucher zugleich. Auf dem Piazza Marina lässt sich herrlich entspannen – und eine kleine Runde El Torero kostenlos spielen.
Die berühmteste von Palermos Sehenswürdigkeiten ist die Kapuzinergruft: Die Catacombe dei Cappuccini wurden unter der Kirche Santa Maria della Pace erbaut und bilden die letzte Ruhestätte von rund 8.000 Sizilianern. 1.200 von ihnen sind als mumifizierte Überreste ausgestellt. Eine davon ist die 1920 im Alter von zwei Jahren verstorbene Rosalia Lombardo – ihr Leichnam ist derart gut erhalten, dass er auch als „schönste Mumie der Welt“ bezeichnet wird.
Das Wahrzeichen von Palermo ist die Kathedrale Maria Santissima Assunta aus dem späten 12. Jahrhundert. Die Außenfassade des normannisch-arabischen Bauwerks besticht durch ihren außergewöhnlichen Detailreichtum. Ebenso kunstvoll ist die Innenausstattung mit der Marmorstatue der Madonna mit dem Kind (1469) von Francesco Laurana. Zudem können hier die die Sarkophage Friedrichs II. (1194 – 1250) und seines Vaters Heinrichs VI. (1165 – 1197) besichtigt werden.
Palermos Oper als Filmkulisse
Einer der beeindruckendsten Paläste Europas ist der Palazzo Reale, auch Normannenpalast genannt: ein mächtiges Bauwerk, errichtet an der höchsten Stelle des mittelalterlichen Stadtgebiets. In vergangenen Jahrhunderten diente der Ralazzo Reale als Königspalast, heute ist er Sitz des sizilianischen Parlaments und des Regionalparlaments.
Unbedingt sehenswert ist auch das Teatro Massimo: Entstanden Ende des 19. Jahrhunderts, war der Bau im neoklassizistischen Stil zu jener Zeit das zweitgrößte Opernhaus Europas nach der Pariser Oper. 1974 musste das Theater wegen „baulicher Mängel“ geschlossen werden – und blieb dann, zumindest teilweise wegen der korrupten Baupolitik, länger als 20 Jahre dicht. Erst 1997 öffnete Teatro Massimo 1997 wieder seine Tore. In der Zwischenzeit hatte hier Francis Ford Coppola den Showdown für seinen Mafia-Thriller „Der Pate III“ (1990) gedreht – zu den Klängen der 100 Jahre alten Oper „Cavalleria rusticana“; jene Oper, aus der die Mafia viel von ihrem früheren, verklärend-romantischen Underdog-Image bezog.
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