Passionsspiele 2010 in Oberammergau eröffnet

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Seit Samstag werden im oberbayrischen Oberammergau wieder die traditionellen Passionsspiele aufgeführt. Seit 1633 stellen die Bewohner des Ortes an den Alpen in pompösen Inszenierungen den Leidensweg Christi dar. Bis Oktober werden sich mehr als eine halbe Million Menschen in über 100 Aufführungen das Spektakel ansehen.

Bei seiner dritten Inszenierung seit 1990 hat sich Regisseur Christian Stückl an einige Neuerungen herangewagt. Zum ersten Mal findet die zum Beispiel die Kreuzigungsszene in Dunkelheit statt. Auch die textliche Überarbeitung des Stückes war deutlich erkennbar. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kam das Leiden von Jesus am Kreuz für die rund 5000 Zuschauer sehr überzeugend rüber. Die Eröffnungsvorstellung wurde mit Begeisterung gefeiert.

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Die Passionsspiele in Oberammergau – Eine jahrhundertealte Tradition

Im Jahre 1633 wütet die Pest in Europa – Um vom schwarzen Tod verschont zu bleiben, geloben die Einwohner des Alpendorfes Oberammergau, alle zehn Jahre die Passion Christi auf der Bühne nachzustellen. Dabei ist es geblieben, und nur gebürtige Einwohner des Dorfes, oder Bürger die seit mindestens 20 Jahren dort wohnen, dürfen bei den Festspielen mitmachen.

Passionsspiele 2010 – So jüdisch wie nie

Den Oberammergauern wurden öfters antisemitische Tendenzen in ihren Aufführungen unterstellt. Christian Stückl nahm nun einige Änderungen vor, um den jüdischen Ursprung der Passion hervorzuheben.

Jesus wird für alle sichtbar als Jude dargestellt – Er trägt die Thora in den Tempel, und er spricht den Segen beim Brotbrechen auf Hebräisch. Beim letzten Abendmahl steht ein siebenarmiger Leuchter, eine Menora, auf dem Tisch.

Der Höhepunkt der Aufführungen ist der Moment, in dem der gekreuzigte Heiland zu Gott fleht. Jesus spricht die bekannten Worte mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ in dieser Schlüsselszene ebenfalls auf Hebräisch.

Massenszenen unter freiem Himmel und spektakuläre Effekte

Stückl setzt auf die Wirkung von gross angelegter Szenerie und gut eingesetzten Spezialeffekten. Die Komparsinnen halten in den Open Air Massenszenen teilweise ihre eigenen Babys auf dem Arm, deren Weinen auch vom Publikum gehört werden kann.

Besonders die Szenen im Dunkeln zeigen sich als sehr eindrucksvoll, wenn Hunderte auf der Bühne im Chor die Kreuzigung Jesu fordern, und später ein Engel mit einem Licht die Wiedergeburt des Heiland verkündet.

Bis zum Ende des Events im Oktober versprechen sich die Oberammergauer einen Gewinn von 28 Millionen Euro.

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