Wer schon immer wissen wollte, wo Knollendorf liegt, muss einfach nur einmal das Kölner „Hänneschen“ besuchen, Kölns Pendant zur Augsburger Puppenkiste – wenn auch mit Stöcken statt mit Fäden. Eine gute Gelegenheit, das Traditionstheater und seine vielen lustigen Figuren kennen zu lernen, ist da zum Beispiel die traditionelle Puppensitzung. Seit 12.09. läuft der Vorverkauf, und wer sicher gehen will, dass er nicht leer ausgeht, sollte sich beeilen.

Puppentheater ist nicht nur etwas für Kinder – jedenfalls nicht in Köln. Natürlich sind die Abenteuer rund um Hänneschen und Bärbelchen vor allem für die kleinen Zuschauer gedacht. Einmal im Jahr jedoch öffnet das Kölner Traditionshaus seine Pforten auch für ein erwachsenes Publikum und bietet eine echte Karnevalssitzung.

Aus dem Kölner Karneval fast sowenig wegzudenken wie der Rosenmontagszug, ist die lustige Veranstaltung im Hänneschen-Theater (offizieller Name übrigens: Puppenspiele der Stadt Köln) vor allem eine Parodie auf den „echten“ Sitzungskarneval. Neben dem Standard-Ensemble tauchen jedes Jahr auch Holzversionen prominenter Vertreter aus der „Bütt“ auf, was alleine schon des Wiedererkennungswertes wegen für Heiterkeit sorgt.

Der Clou: Jeder Redner bekommt als Belohnung für seinen Vortrag eine Blutwurst verliehen. Da man im „Hänneschen“ jedoch sparen muss, gibt es immer nur ein Exemplar, das der stotternde Speimanes dem Preisträger hinter der Bühne unter allerlei Gezeter wieder abluchsen muss. Stolz präsentiert er dann dem Sitzungspräsidenten jedes Mal von Neuem seine Beute mit den Worten: „Herr P-Präsident, de Woosch!“ – und das Publikum stimmt freudig ein.

Die Kölner schätzen das lustige Ensemble aus echten kölschen Originalen. Gegründet wurde das Theater bereits 1802 – und zwar von einem Bonner. Zunächst zeigte man einfache Krippenspiele für Kinder. 21 Jahre später nahm das „Hänneschen“ am ersten Karnevalsumzug teil. Nach dem Tod des zweiten Inhabers 1919 lag der Betrieb brach, bis sich 6 Jahre später die „Kommission zur Wiederbelebung der Kölner Puppenspiele“ gründete und den Theaterbetrieb wieder in Gang setzte.

Das Kölner „Hänneschen“ ist mit 30 Festangestellten das mitarbeiterstärkste Puppentheater Deutschlands und erwirtschaftet als städtische Bühne rund 60 Prozent seines Etats aus eigener Kraft. Karten gibt es für Kinder ab 7,50 und für Erwachsene ab 10 Euro.