Vor ein paar Jahren, oder ein paar Jahren mehr liefen Tomte im Musikfernsehen – damals noch mit Musik – rauf und runter. Ganz so gut sieht es für die Hamburger Schule nicht mehr aus, weshalb Sänger Thees Uhlmann auszog, um den Bundesvision Song Contest zu gewinnen. Nun ja, knapp daneben…
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Gerade mal den achten Platz bestritt Thees mit „Zum Laichen und Sterben“, es könnte schlimmer sein, denn so unglaublich weit nach oben haben es sympathische Indietypen eh nie gebracht, was man am durchgewaschenen Gewinner Tim Bendzko sehen konnte.
Aber, was macht Thees denn noch so? Zumindest offiziell gibt es Tomte noch, aber seit 2008 ist es reichlich ruhig um sie geworden, jedoch nicht um ihren Frontmann Thees Uhlmann, der mittlerweile eifrig an einer Solokarriere arbeitet, anscheinend so erfolgreich, dass die ARD ihn im Namen der Musikpresse als deutschen Bruce Springsteen handelt. So weit wollen wir uns mal nicht aus dem Fenster lehnen, denn Thees hat sehr wohl einnehmende Texte und ein Gefühl für Melodie, aber den Boss erreicht er damit noch nicht, abgesehen davon, dass er das wohl auch nicht will, Thees hat immerhin seinen eigenen Stil und der reicht als Vorbild.
Thees kennt die Musik vor, hinter und neben dem Mikro, er tourte zusammen mit Tocotronic und schrieb ein Buch darüber, gründete zusammen mit Kettcar Mitgliedern ein eigenes Label namens Grand Hotel van Cleef, spielte im Film „Keine Lieder über die Liebe“ einen Musiker und klinkte sich auch jüngst in Caspers neuem Album „XOXO“ als Gastsänger ein. Kurz gesagt, Herr Uhlmann müsste wissen, wie der Hase läuft, wahrscheinlich nahm er deshalb auch an einem Wettbewerb wie dem Bundesvision Song Contest teil, wo er – einer der großen der Hamburger Schule – neben Top 40 Radionulpen a la Doreen oder Flo-wieauchimmer wie ein Fremdkörper wirkte. So eine Solokarriere läuft eben nicht mal eben von 0 auf 100, vor allem nicht, wenn dieses Genre der Hamburger Schule irgendwie nur noch eine Erinnerung ist.
Wo ist er hin, der Geist der ehemaligen Rebellen, die gewitzt und melodienverliebt Punk in Trainingsjacken verpackten und nebenbei noch poetisch durch die Indieclubs hauchten? Jetzt sitzt er bei ARD, wird mit Bruce Springsteen verglichen und singt bei schlecht besuchten Musikwettbewerben im vergesslichen Mittelfeld. Thees, was soll das denn?
Aber der Geist ist noch da, in der Musik und den Texten, selbst wenn die jetzt nicht mehr als Insider auf Viva2 laufen, Thees ist immer noch Thees, man muss nur die ganze Boulevard-Maschine überwinden, um zu seinen Songs zu kommen, die irgendwie so viele Menschen ansprechen und immer für diese eine Zeile sorgen, die man in seinem Kopf auf einen Kaminsims stellen möchte.
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Sein selbstbetiteltes Soloalbum ist seit August erhältlich und es lohnt sich, denn irgendwo da sind goldene Tickets zu großartigen Konzerten versteckt. Mehr dazu auf seiner Homepage.
12.10. Erlangen, E-Werk
13.10. A-Wien, Szene
14.10. München, Muffathalle
15.10. A-Salzburg, Rockhouse
16.10. Stuttgart, LKA Longhorn
18.10. Freiburg, Jazzhaus
19.10. CH-Zürich, Abart
20.10. Frankfurt a. M., Batschkapp
21.10. Jena, Kassablanca
22.10. Rostock, Mau Club
23.10. Magdeburg, Moritzhof
25.10. Köln, Stollwerck
26.10. Bremen, Schlachthof
27.10. Lingen, Alter Schlachthof
29.10. Hamburg, Gruenspan verlegt in die Große Freiheit
30.10. Berlin, Postbahnhof
11./12.11. Weissenhäuser Strand, Rolling Stone Weekender