Bei mir auf St. Pauli leben rund 22.000 Menschen. Laut dem Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein waren es im Jahr 2012 genau 21.704 Personen, die in 14.756 Haushalten mit durchschnittlich 1,5 Personen leben. All diese Menschen müssen essen. Sich versorgen. Einkaufen. Das mag für die meisten nicht überraschend sein. Für die Verantwortlichen der Stadtteilplanung – also den so genannten Experten, deren Job es ist zu überlegen wie sich ein Viertel entwickelt – anscheinend schon.
Abgesehen von der leidigen Wohnungsnot und dem dringenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum, bleibt auch die Frage, wo man sich als Anwohner mit den täglichen Nahrungsmitteln eindecken kann. Klar kann man argumentieren, dass man, wenn immer weniger Menschen es sich leisten können hier zu leben, auch keine Supermärkte braucht. Das beantwortet jedoch nicht die Frage, warum sich hier so wenige, qualitativ gute Supermärkte niederlassen.
Man hat die Wahl zwischen einem räudigen Lidl und einem rumpeligen Penny auf der Reeperbahn. Wer sich einmal hierher verirrt hat, wird freiwillig sicher kein zweites Mal dorthin gehen. Spätestens, wenn das erste Mal ein Kamerateam von RTL, Vox oder dergleichen auftaucht, sollten in der Geschäftsleitung die Alarmglocken läuten. Mehr Anti-Werbung geht kaum. Die Alternative Aldi ist nicht wirklich eine, obwohl man sich hier schon etwas mehr Mühe gibt – zumindest am Zirkusweg – und auch die Klientel, ebenso wie an der Paul-Roosen-Straße, eine entspanntere ist.
Gott sei Dank gibt es noch Herrn Holst. Er betreibt, ebenfalls an der Paul-Roosen-Straße gelegen, einen Edeka-Markt. Und nein, hier soll keine Schleichwerbung für Edeka gemacht werden, aber Fakt ist, dass es sich hierbei schlichtweg um den einzigen vernünftigen Supermarkt in St. Pauli-Central handelt. – Unter uns: Schon die Filiale der gleichen Kette an der Neuen Großen Bergstraße ist um ein vielfaches besser sortiert (allerdings hat man dort auch viel mehr Platz), aber die befindet sich bereits in Altona. Da sind wir krüsch.
Herr Holst und seine eifrige Mannschaft macht ihre Sache wirklich prima. Bei dem Kundenaufkommen, dass sich hier täglich versorgt, kommt es in den schmalen Gängen nur selten zu Stauungen. Sogar die Besetzung der Kassen hat man hier gut im Griff. Man findet immer jemand, den man fragen kann und alle sind (fast) immer ausgesprochen freundlich.
Wenn Herr Holst nicht wär’, wär’ das Einkaufen auf St. Pauli wirklich schwer.
Foto: Judy Born