Im letzten Artikel habe ich Winterhude ja schon erwähnt. Deshalb heute ein wenig mehr über diesen Stadtteil.
Ich erinnere mich noch gut an meine erste Begegnung mit Winterhude. Zu zweit standen wir am Straßenrand, die Sonne warf goldene Flecken auf einen grauen Asphalt und um uns herum spazierten bunte Menschen mit Hund und Kegel, aufgeregt schwatzend und mit dampfenden Kaffeestyroporbechern, die dich anlächelten und einen Plausch mit der Gemüsehändlerin hielten.
,,Magst du es hier?“, wurde ich von meinem Begleiter gefragt, der mich musternd betrachtete.
Ich überlegte nicht lange, plapperte unbedacht drauf los: ,,Naja, warum denn nicht?“
Er runzelte die Stirn, blickte auf das wuselige Treiben, dann wieder zurück und meinte trocken: ,,Ich mag es hier nicht.“
Winterhude ist adrett. Die Menschen fühlen sich klüger, als sie sind. Sie bezeichnen sich und ihren Stadtteil als eine elitäre, kleine Sippschaft, die zusammen hält und sich kosmopolitisch gibt. (Ob ich mich jetzt unbeliebt mache? 😉 Denn Winterhude ist allgemein recht beliebt!)
Aalglatte Freundlichkeiten, Zahnpastalächeln und nervende Glückseligkeit. Das zeichnet Winterhude für mich aus.
Aber machen wir erst einmal mit ein paar Fakten weiter. Offiziell gibt es dieses Viertel erst seit dem mittigen neunzehnten Jahrhundert, woran Johann Friedrich, Berhard Sierich und Julius Gertig maßgeblich beteiligt waren. Nach ihnen wurde auch die eine oder andere Straße benannt. Seit 1874 ist sie ein Vorort Hamburgs.
Des Weiteren gliedert der Stadtteil sich noch einmal auf: Es gibt Winterhude Süd, Nord, City Nord und die Jarrestadt. Wobei die Jarrestadt eine Wohngegend ist, die eine sehr gute Verkehrsanbindung besitzt und früher besonders beliebt war, aufgrund der nahe liegenden Industrie. Die bot nämlich die meisten Arbeitsplätze. Darunter sind unter anderem Kampnagel, Heidenreich und Harbek vertreten. Aber auch der angrenzende Stadtpark hat die Bewohner hergelockt. Denn der bietet logischerweise grüne Erholung vom anstrengenden Großstadttreiben.
Winterhude ist heute beliebt aufgrund der angenehmen, familiären Atmosphäre. Man kann sich Boote ausleihen, in den Stadtpark gehen, schön wohnen und außerdem stilvoll weggehen.
Damit habe ich übrigens auch mein prägenstes Erlebnis mit diesem ausschweifenden Stadtteil gemacht. Ich bin in einer angeblichen Studentenkneipe gewesen. Alle tranken Wein, die Musik segelte gedämpft durch den Raum und Kerzenlicht flackerte auf den permanent grinsenden Gesichtern. Jeder war wichtig, jeder hatte eine politische Meinung und außerdem war jeder nicht nur gut, sondern hauptsächlich teuer, angezogen. Eine eigene, kleine, glitzernde Subkultur ist das. Eine, die mich ziemlich nervt, wenn ich ehrlich sein soll. Aber andererseits kann ich auch verstehen, wenn man diesen Teil der Stadt mag. Er ist immerhin sicher und familienfreundlich!